Phantastische Leichtathletik-EM in Berlin vom 07. – 12. August mit einem kleinen „Hanauer“-Bezug

5. November 2018

Wo anfangen oder aufhören mit einem Bericht zu dieser EM, an jedem Tag kannte die Begeisterung keine Grenzen, das Publikum erzeugte Abend für Abend eine Top-Atmosphäre. Am Dienstagabend kamen ca. 34.000 Zuschauer ins Stadion, täglich wurden es mehr und am Samstagabend waren es 60.500. Was für ein Gefühl in dieser Menschenmenge, die alle Athletinnen und Athleten anfeuerten und feierten. Schweizer, Norweger, Polen, Franzosen und andere, alle um mich herum waren gleichermaßen gut drauf. Inmitten dieser vielen Menschen war auch der SVF vertreten: Hamlet saß nicht weit von mir weg, wir haben auch den ein oder anderen Tag mit einem Feierabendbier ausklingen lassen. Und vor dem Stadion entdeckte ich auch mal Andi Schmidt mit seiner Frau.

Aus deutscher Sicht trugen natürlich der Gewinn von 19 Medaillen sowie zahlreiche weitere Finalplatzierungen zur guten Stimmung bei. Den Medaillenreigen eröffnete gleich am ersten Abend Kugelstoßer David Storl, er belegte den 3. Platz. Silber gab es im 100 m Finale durch Gina Lückenkemper, sie lag nur 1/100 sec vor dem Bronzerang.

Und vom ersten Tag blieb mir noch etwas haften, was es so noch nie gegeben hatte. Im Zehnkampf der Männer brachte der Weltmeister und große Favorit, Kevin Mayer aus Frankreich, keinen gültigen Versuch im Weitsprung zustande, und jetzt kommt‘s: auch seinen beiden französischen Teamkollegen erging es genau so, alle Versuche ungültig, die Franzosen hatten also 9 Sprünge versiebt, aus der Traum von Medaillen oder guten Platzierungen.

Am zweiten Abend ging es hoch her, es galt, mehrere Wettbewerbe gleichzeitig im Blick zu haben. Direkt vor uns die Kugelstoßerin Christina Schwanitz, sie führte von Anfang an und verlor erst durch den absolut letzten Versuch der gesamten Konkurrenz ihre schon sicher geglaubte Goldmedaille, eine Polin stieß wenige cm weiter und es wurde „nur“ Silber. Zur gleichen Zeit war Robert Harting nebenan beim Diskuswerfen, zwischenzeitlich lag er sogar in den Medaillenrängen, am Ende belegte er Rang 6. Und im Weitsprung sprang völlig unerwartet Fabian Heinle auf den Silberplatz, weitengleich mit dem Dritten und nur 3 cm vor dem Vierten. Der emotionale Höhepunkt wurde dann mit dem 1500 m – Lauf der Zehnkämpfer erreicht. Arthur Abele ließ sich bei dem Lauf nicht mehr von Platz 1 verdrängen und wurde Europameister, das Stadion tobte!

Wow, was für ein intensives Sporterlebnis.

Aber genau so ging es jeden Abend weiter! Am dritten Wettkampfabend folgten der Doppelsieg von Thomas Röhler und Andreas Hofmann im Speerwerfen der Männer und Platz 2 und 3 im 100 m Hürdenlauf der Frauen durch Pamela Dutkiewicz und Cindy Roleder. Die Abende verliefen wie im Rausch, im einzelnen möchte ich nur noch auf das Stabhochspringen der Männer eingehen. Der 18jährige Schwede Armand Duplantis siegte mit 6,05 m (!!), es war faszinierend seine Sprünge zu sehen. Der zweite übersprang ebenfalls noch die magische Höhe von 6,00 m, der dritte 5,95 m. Mit 5,90 m war man aus den Medaillenrängen, auch das gab es noch nie bei einer EM.

EM-Starterinnen und Starter mit Freistett-Erfahrung

Da war ich doch etwas überrascht, immerhin 11 Athletinnen und Athleten waren in Berlin am Start, die auch schon in Freistett bei den „Hanauern“ aktiv waren. Bei einigen liegt das schon ein paar Jahre zurück, aber es tauchten auch Namen aus diesem und letztem Jahr auf. Hier die Ergebnisse:

Sophia Sommer, TV Bahlingen

Sie war für die 4 x 400 m Staffel nominiert, wurde jedoch weder im Vorlauf noch im Endlauf eingesetzt. In Freistett gewann sie dieses Jahr das 400 m – Rennen.

Hanna Klein, SG Schorndorf

Die diesjährige deutsche Meisterin über 5000 m startete auf dieser Strecke, beendete das Rennen jedoch nicht, sie stieg aus. Bei uns gewann sie 2015 die 800 m.

Elena Burkard, LG farbtex Nordschwarzwald

Sie präsentierte sich bei der EM von ihrer besten Seite über 3000 m Hindernis. Im Vorlauf wurde sie 4. und qualifizierte sich für das Finale, dieses beendete sie mit persönlicher Bestzeit auf Rang 6 !

Bei uns siegte sie 2014 über 1500 m.

Stephanie Dauber, SSV Ulm

Die Stabhochspringerin schied in der Qualifikation mit 4,00 m aus. Zu der Zeit, als sie in Freistett noch für den LV Wiesbaden am Start war, dachte sie mit Sicherheit noch nicht an eine EM-Teilnahme. 2011 schaffte sie die Anfangshöhe nicht, 2014 übersprang sie 3,70 m.

Carolin Hingst, TG Nieder-Ingelheim

Sie qualifizierte sich im Stabhochsprung für das Finale und belegte mit 4,30 m Platz 9. Zu dieser Leistung möchte ich folgendes anmerken: Carolin Hingst nahm bereits 2002 an der EM in München teil, damals schied sie in der Qualifikation aus. Jetzt, 16 Jahre später und mit fast 38 Jahren im Finale zu stehen, ist schon außergewöhnlich.

Ihr Freistett-Start liegt schon lange zurück, 2006 gewann sie mit 4,41 m.

Dana Bergrath, TSV Bayer 04 Leverkusen

Die Speerwerferin kam in der Qualifikation nur auf 53,61 m, das reichte nicht für‘s Weiterkommen. In Freistett lief es dieses Jahr aber noch schlechter, sie blieb ohne gültigen Versuch.

Louisa Grauvogel , LG Saar 70

Sie startete im Siebenkampf. Die 21jährige begann furios, als einzige der 28 Starterinnen blieb sie in der ersten Disziplin, dem 100 m Hürdenlauf, unter 13 sec. Auch über die 200 m war sie flott unterwegs und mit 23,10 sec die zweitschnellste von allen. Weit- und Hochsprung sowie Kugelstoßen und Speerwerfen brachten gute Ergebnisse, vor dem abschließenden 800 m – Lauf lag sie auf Platz 7. Was dann passierte war grotesk: auf der Fahrt vom Stadion ins Athletenhotel war der Shuttle Bus an einem Verkehrsunfall beteiligt. Louisa Grauvogel kam vorsorglich ins Krankenhaus und konnte den Wettkampf nicht beenden, man kann schon sagen: ein sportliches Drama.

Bei uns startete sie letztes Jahr und gewann den 100 m Hürdenlauf und Weitsprung, über 100 m wurde sie Zweite.

Lukas Jakubczyk, SCC Berlin

Der Sprinter wurde über 100 m 2. im Vorlauf und 6. im Halbfinale, das Finale erreichte er nicht.

Bei der 4 x 100 m Staffel war er als Schlussläufer eingesetzt. Was ihm da passierte haben vermutlich viele am Fernsehen mitansehen können: beim Loslaufen erlitt er einen Muskelriss, er verlor an Geschwindigkeit, der ankommende Läufer lief auf ihn auf, beide stürzten und verletzten sich erheblich.

2009 und 2010 war Jakubczyk als Weitspringer in Freistett, er belegte Rang 3 bzw. 7.

Steven Müller, LG OVAG Friedberg-Fauerbach

Der deutsche Vizemeister über 200 m lief diese Strecke auch bei der EM. Er wurde 2. im Vorlauf und 4. im Halbfinale, das Finale verpasste er.

Dieses Jahr gewann er in Freistett die 100 m und die 200 m, in den Jahren 2014 und 2015 sprintete er ebenfalls schon erfolgreich bei uns (damals noch für den LC Paderborn).

Julian Howard, LG Region Karlsruhe

Der Weitspringer mit einer Jahresbestweite von 8,20 m sprang in der Qualifikation 7,64 m und schied damit aus. Bei uns sprang er einmal im Jahr 2010 und erreichte mit 7,42 m Platz 5.

Christopher Ullmann, Basel / Schweiz

Dem Weitspringer gelang kein gültiger Versuch, so was ist natürlich bitter.

In Freistett erging es ihm wesentlich besser, 2015 gewann er mit 7,58 m und die beiden Jahre davor war er jeweils Zweiter.

Am Ende beziehe ich mich auf den schönen Erlebnisbericht von der EM, den Gunter Wolf für den SVF-Kurier geschrieben hatte. Er schrieb: „Leichtathletik in Berlin, da will ich wieder hin!“

Am 3. und 4. August 2019 finden in Berlin die Deutschen Leichtathletik-meisterschaften statt, also, wir sehen uns …. oder?

SV Freistett